On-Demand-Hybrid Uetendorf
Kontext
Im Rahmen des Kick-Off Events der PostAuto AG an der Berner Fachhochschule wurden folgende Dachthemen seitens der PostAuto AG präsentiert, zu welchen eine Business Case erstellt werden sollte: Mobility as a Service (MaaS), On-Demand-Angebote, Nutzung des Internet of Things (IoT), alternative Nutzung von Haltestellen, Elektromobilität, Dekarbonisierung der Gesellschaft, Anhängerkonzept, vertrauenswürdige Datenräume und digitale Selbstbestimmung sowie die Dematerialisierung.
Aufgrund der Tatsachen, dass die PostAuto AG sich künftig vermehrt vom klassischen Linienbusverkehr lösen will und sich stattdessen flexibleren Transportangeboten zuwenden will, jedoch in diesem Bereich seitens PostAuto AG seit 25 Jahren nur wenig Fortschritt verzeichnet werden kann, wurde eine Business Case Study zu der On-Demand-Thematik durchgeführt.
Anhand durchgeführter Recherchearbeiten, Stakeholderanalysen, PESTEL-Analysen, Kostenberechnungen, erstellter Personas, sowie durchgeführter Customer Journey’s wurde ein passendes Gebiet evaluiert, welches sich für ein Umsetzung von On-Demand eignen würde. Die Wahl fiel aufgrund der rechtlichen, demographischen sowie geografischen Gegebenheiten auf die Gemeinde Uetendorf. Die Hauptzielgruppe besteht dabei aus Senioren und Seniorinnen sowie aus körperlich oder geistig eingeschränkten Personen.
Ziel/Aufgaben
Derzeit werden in der Gemeinde Uetendorf zwei Buslinien betrieben. Die beiden Linien sind nicht rentabel und laufen deshalb Gefahr einer Angebotsverkleinerung oder gar einer neuen Ausschreibung. Zudem ist die Betreibung ineffizient, da vielfach Leer- oder nur schlecht ausgelastete Fahrten durchgeführt werden.
Um dieses Problem zu lösen, soll ein Konzept entwickelt werden, welches sowohl die Rentabilität als auch die Effizienz der beiden Buslinien steigert. Das Angebot soll sich zudem künftig mehr an Senioren und Seniorinnen sowie körperlich oder geistig eingeschränkten Personen orientierten. Gerade diese Zielgruppe ist auf Hilfe für ihre Mobilität angewiesen und könnte dank dem neu ausgearbeiteten Konzept einen grossen Mehrwert erfahren.
Methoden
Die Erarbeitung des Projektes wurde mittels SCRUM durchgeführt. Unterstützt wurde diese Vorgehensweise mit Trello. Trello ist ein auf Kanban basierendes Aufgaben-Verwaltungstool, welches sich sehr gut für SCRUM eignet. Anhand von Trello wurden Aufgaben erstellt, jemandem zugewiesen und anschliessen ausgeführt, bevor die Aufgabe in den Status abgeschlossen versetzt wurden. Dank diesem Tool war allen Gruppenmitgliedern jederzeit klar, was seine oder ihre Aufgabe ist und bis wann diese abgeschlossen sein muss.
Bei der Erarbeitung des Konzeptes stellte sich als erstes die Frage, welche Ortschaft beziehungsweise Region genauer geprüft und ausgearbeitet werden sollte. Nach einigen Analysen von verschiedenen Ortschaften erwies sich Uetendorf als geeignet für unser On-Demand Konzept.
Die PostAuto AG betreibt bereits einige On-Demand Services in der Schweiz. Anhand der gesammelten Erfahrung hat die PostAuto AG vier Angebotsvarianten erkannt.
Jede dieser vier Varianten bietet ihre individuellen Vor- und Nachteile. Anhand von diversen Analysen, wie beispielsweise Nutzen, Stakeholder oder PESTEL wurde die optimale Variante evaluiert. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Definition der Zielgruppe, die Gruppe fand heraus, dass gerade ältere Personen aber auch Personen mit körperlicher oder geistiger Einschränkung am stärksten von Immobilität betroffen sind. Deshalb wurden Personas und Customer Journeys erstellt, welche die Bedürfnisse der Zielgruppe abbilden.
Die daraus gezogenen Bedürfnisse und Erkenntnisse bildeten anschliessend das Fundament für das erarbeitete Konzept.
Ergebnisse
Anhand des erarbeiteten Konzeptes ergab sich, dass jeweilige öV-Transportlösungen nicht allgemeingültig umgesetzt werden können, sondern dass Transportlösungen gebietsspezifisch angepasst werden sollten. Dies spielt in weniger urbanen Gebieten eine grosse Rolle, da vor allem dort unregelmässige Transportströmungen zu erwarten sind. In Uetendorf beispielsweise kann beobachtet werden, dass jeweils morgens und abends zu Pendlerzeiten die Transportkapazitäten der beiden Busse des Typs City Sprinter 65 der PostAuto AG ausgelastet sind, jedoch ausserhalb dieser Pendlerzeiten oftmals Leerfahrten verzeichnet werden. Anhand dieser Erkenntnis wurde ein Konzept erarbeitet, welches einen Hybrid aus Linien- und On-Demand-Flächenverkehr vorsieht, damit die Pendlerströme weiterhin abgedeckt werden und ausserhalb der Pendlerzeiten durch ein On-Demand Angebot eine grössere Effizienz verzeichnet werden kann und gegebenenfalls eine höhere Nachfrage erreicht wird. Da ausserhalb der Pendlerzeiten vor allem Mobilitätseingeschränkte Personen wie namentlich Senioren und Seniorinnen sowie körperlich oder geistig eingeschränkte Personen auf den öV angewiesen sind, wurden diese Personengruppen als Hauptzielgruppe für die Ausgestaltung des neuen On-Demand Angebots ausgewählt. Das On-Demand Angebot kann aber von allen Personen genutzt werden, welche sich innerhalb des bedienten Gebietes befinden. Das bediente Gebiet umfasst dabei die Gemeinde Uetendorf sowie die Gemeinde Gurzelen. Das Angebot kann per Telefonanruf oder per App angefordert werden. Der Telefonanruf wird über die Hotline der Gemeinde Uetendorf verarbeitet, welche von der Gemeinde selbst in Zusammenarbeit mit dem Altersheim Turmhuus, den betreuten Wohnungseinrichtungen in Uetendorf sowie der Stiftung Uetendorfberg betreut wird. Die App, mit welcher das On-Demand Angebot ebenfalls genutzt werden kann, wird durch die PostAuto AG angeboten.
Da es der PostAuto AG leider nicht möglich war Daten zu On-Demand-Pilotprojekten sowie zum jetzigen Betrieb in Uetendorf zukommen zu lassen, kann leider keine umfassende Handlungsempfehlung an die PostAuto AG abgegeben werden, welche eine direkte Umsetzung des On-Demand-Hybrides in Uetendorf zulassen. Um einen Erfolg der Umsetzung garantieren zu können, muss die PostAuto AG somit eigene Berechnungen sowie Analysen durchführen.
Anhand der eigenen Berechnungen sowie Analysen sollte eine Umsetzung des On-Demand-Hybrides in Uetendorf jedoch durchaus dazu beitragen, dass der Kostendeckungsgrad erhöht wird und das öV-Angebot der PostAuto AG von der Bevölkerung von Uetendorf und Gurzelen mehr genutzt wird.
Aufgrund der Feststellung, dass das derzeitige Angebot der PostAuto AG nebst einem im Fahrzeug erworbenen Ticket auch mit GA- und Libero-Abonnementen genutzt werden kann und dabei keine Zahlen aufgenommen werden, wie viele Personen über solche Abonnemente verfügen, werden tiefere Zahlen ausgewiesen als es tatsächlich der Fall wäre. Hier sollte zukünftig eine Lösung seitens der PostAutoAG erarbeitet werden, welche es ermöglicht, dass GA- und Libero-Abonnemente Zahlenmässig korrekt ausgewiesen werden, damit die PostAuto AG sowie die Lüdi Reisen GmbH schlussendlich auch wirklich den Subventionsbeitrag von Bund, Kantonen und Gemeinden erhalten, welcher den beiden Unternehmungen auch tatsächlich zusteht.
Anhand durchgeführter Analysen sollten für künftige öV-Lösungen seitens PostAuto AG vor allem die mobilitätseingeschränkte Bevölkerung aktiver angegangen werden und rechtliche Rahmenbedingungen vor allem im Bereich On-Demand geklärt werden, damit On-Demand Projekte auch wirklich angegangen werden und nicht bereits in der Planungsphase aufgrund rechtlicher Ungewissheiten verworfen werden.
Ebenfalls konnten anhand der durchgeführten Analysen festgestellt werden, dass On-Demand Angebote primär in weniger urbanen Gebieten angeboten werden sollten, wo Personen direkt von Tür-zu-Tür abgeholt und abgestellt werden können. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass bei einer Umsetzung von On-Demand Angeboten die PostAuto AG darauf achtet, dass die bedienten Gebiete, in welchen On-Demand angeboten werden soll, primär von der PostAuto AG selbst bedient werden, um Konflikte mit anderen Transportunternehmungen zu vermeiden.
Bei einer Umsetzung von On-Demand-Angeboten ist es zentral, dass diese auf die einzelnen Örtlichkeiten angepasst werden, da es ansonsten passieren kann, dass die Angebote zu wenig attraktiv sind und diese so zu wenig genutzt werden. Eine allgemeine Umsetzung von On-Demand-Hybrid könnte demnach nicht zielführend sein. Hier ist es zentral, dass die Lösungen explizit mit den Örtlichkeiten gemeinsam erarbeitet werden.
In der derzeitigen Flottenplanung der PostAuto AG kann entnommen werden, dass vor allem Fahrzeuge des Typs “Maxi” bestellt werden. Für das Anbieten von On-Demand sieht die PostAuto AG jedoch Fahrzeuge des Typs “Mini” oder des Typs “London-Taxi”. Hier sollte dringend geprüft werden, ob gegebenenfalls eine Anpassung der Flottenausstattung durchgeführt werden sollte.
Es lässt sich festhalten, dass On-Demand durchaus zu Effizienz- sowie Nachfragesteigerungen führen kann, dies jedoch nur gewährleistet werden kann, wenn rechtliche Rahmenbedingungen abgeklärt werden und die Angebote so konzipiert werden, damit die Bevölkerung die Angebote auch wirklich nutzt. Ansonsten kann es wie im Falle der Gemeinde Uetendorf dazu kommen, dass obwohl die Gemeinde eine Angebotserweiterung wünscht, es zu einer möglichen Kürzung des Angebotsumfanges kommen kann.
Gruppenmitglieder:
Deke Fillip, Künzli Joël, Lehmann Oliver, Nyffeler Nicolas, Roubaud Anna
Quellen:
PostAuto AG (2022): On-Demand. Online verfügbar unter https://www.postauto.ch/de/on-demand, zuletzt aktualisiert am 01.09.2022, zuletzt geprüft am 21.10.2022.